Erich Ruprechter

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Dr. Günther Moschig

Hingeworfene Skulpturen
2018-2023

Erich Ruprechter

Erich Ruprechter
Landwirtschaft als künstlerischer Handlungsraum

Seit Okwui Enwezors „documenta 11“ 2002 zeigt ein globaler Blick eine verstärkte Beschäftigung von Kunst mit dem ländlichen Raum und der Landwirtschaft. Die „documenta 14“ präsentierte 2017 mit dem „KrisenKONTERKIOSK“ eine kleinstrukturierte bäuerliche Landwirtschaft als Chance für ein sozial und ökologisch gerechtes Ernährungssystem und in der Steiermark läuft gerade das Projekt „Offene Felder-Kunst und Landwirtschaft“ ¹ für das Künstler*innen nach mehrwöchigem Aufenthalt auf einem Bauernhof künstlerische Arbeiten entwickeln.
Diese neuere Entwicklung weist also zurück auf die Jahrtausendwende, zeigt aber bis heute ihre Kontinuität. Ihre Methodik, vielfach in Kollektiven umgesetzt folgt hier zumeist einer relationalen ästhetik, einem partizipativen Werkprozess, dessen Ausgang vielfach offenbleibt. Die Künstler*innen interagieren in einem sozialen Umfeld mit dem Ziel tatsächliche Handlungsmodelle vorzuschlagen. Landwirtschaft ist ein künstlerisches Themenfeld geworden. ²

Erich Ruprechter ist Landwirt in fünfter Generation und ausgebildeter Holzbildhauer. Sein Handeln als Bauer im Untermoos bei Breitenbach in Tirol ist im Familienverband weitestgehend ein traditionelles, kleinstrukturiert und naturnah. Als Bildhauer hat er zur klassischen Holzskulptur ein methodisch wie formal offenes Parallelwerk entwickelt. Und dieses wäre ohne seine Wahrnehmungen und Erfahrungen aus der Landwirtschaft nicht möglich. Der Bauernhof ist Ruprechters künstlerischer Handlungsraum geworden und das seit nunmehr über 30 Jahre. Es ist aber nicht die Darstellung von landwirtschaftlicher Arbeit, wie wir sie, um beispielhaft auf die österreichische Kunst der 1930e Jahre zu schauen von Werner Berg ³ kennen, der sein Interesse gilt, sondern die Landwirtschaft als künstlerisches Format im Sinne der oben angeführten Entwicklung.
Seine jüngste Werkserie der „Hingeworfenen Skulpturen“ folgt einer direkt aus dem Arbeitsprozess des Bauern kommenden ergebnisoffenen künstlerischen Arbeitsstrategie. Ruprechter bezieht sich hier auf landwirtschaftlich konnotierte Handlungen und Räume. Die „Hingeworfenen Skulpturen“ Ruprechters nehmen ihren Ausgang von handelsüblichen drahtgebundenen Strohballen, die als Stallstreu Verwendung finden. Seine künstlerischen Maßnahmen beginnen wie im bäuerlichen Arbeitsprozess mit dem Aufzwicken des Drahtes. Der Bauer verteilt dann das Stroh im Stall, für den Künstler wird der Draht zum gestalterischen Material. Dazu wirft er den Draht auf den Boden, überlässt den Formprozess den freiwerdenden Kräften und greift nur behutsam ein, manchmal mit Farbe. So entstehen grafisch anmutende Linienskulpturen, die in ihrer Leichtigkeit ihre ursprüngliche Funktion vergessen lassen und zum Kunstwerk werden.

Günther Moschig

¹ Kunst im öffentlichen Raum Steiermark: www.museum-joanneum.at/...offene-felder
² Dazu: Anne Kersten, Kunst und Landwirtschaft, Realitätsbezüge in der Gegenwartskunst, Bielefeld 2021
³ Werner Berg war als Künstler zum Bauern am Unterkärntner Rutarhof geworden. Als Maler erfolgreich, ist er als Bauer gescheitert.

David Menzhausen

9 Wurzelsünden / 7 Todsünden 2015–2019
Ein Dach für alle Religionen - Bögelhof Alpach

Erich Ruprechter

Die Wurzelsünden, ein Skulpturenweg von Erich Ruprechter

Der auf den ersten Blick seltsame Begriff „Wurzelsünden“ bezieht sich zum einen auf die Todsünden des katholischen Glaubens und erweitert ihn zum anderen im Sinne der Menschentypen des Enneagramms. Der archaisch anmutende Begriff Wurzelsünden meint grundsätzliche Schwächen, Laster oder menschliche Verfehlungen aus denen wie aus einer Wurzel weitere Probleme erwachsen können.

Für den 1957 in Breitenbach geborenen Tiroler Bildhauer Erich Ruprechter ist dieses Projekt eine interessante Aufgabe. Als Bio-Bauer auf einem über die Generationen vererbten Bauernhof ist er tief in den Traditionen der Menschen und der Tiroler Landschaft verwurzelt. Zugleich ist er auch ein moderner Künstler, der immer wieder nach neuen Ausdrucksformen sucht. Deshalb besitzt Ruprechter die idealen Voraussetzungen diesem uralten Thema eine neue Gestalt zu verleihen.

Für Erich Ruprechter ist die Bildhauerei nicht nur Kratzen, Schnitzen oder Schneiden in einem Material, er möchte die Seele und die Substanz sichtbar machen. Wenn er nach langer Beschäftigung mit diesen Themen meisterhaft die unwiderruflichen Schnitte mit der Kettensäge setzt ist die Oberfläche des Holzes für ihn wie eine verletzliche Haut. Sie wird mit gezähmter Gewalt aufgerissen, geformt, um in die Tiefe der Sünden zu blicken und gleichzeitig zur Seele vorzustoßen. Denn auch in Ihnen, den Besuchern, soll bei der Betrachtung der Figuren über den Kunstgenuss hinaus ein kleines Stück Erkenntnis wachsen.

Als letzten Schritt bei der Entstehung der Skulpturen fügt dann die Tochter des Bildhauers, die Künstlerin Stefanie Ruprechter, mit einer farbigen Fassung ihre eigene Sichtweise hinzu. Es ist der Blick der nächsten Generation, wobei sie zugleich den Charakter der Skulpturen ihres Vaters hervorheben und stärken möchte.

David Menzhausen, August 2017

David Menzhausen

Ausstellung Erich Ruprechter Saalbach, 2014

Erich Ruprechter

Sehr geehrte Damen und Herren,
Wer sich dieser Tage dem Garten des Museums nähert sieht drei gewaltige Holzköpfe, schreiend, rufend und offenbar nicht so ganz eins mit sich und der Welt. Die Kuhhinterteile rechts und links neben der Eingangstür wirken da schon weit versöhnlicher. Und ich denke, dass hier dem Hereinkommenden bereits klar geworden ist, dieser Künstler ist nicht 08-15, er will nicht die Augen und die Seele nur sanft streicheln, er hat etwas zu sagen. Und das darf, das soll auch mal schmerzlich sein, ebenso allerdings, wenn man sich weiter in die Ausstellung hinein gewagt hat, auch witzig oder ironisch.
Entscheidend aber ist das der Künstler Erich Ruprechter Bildhauer und Bauer ist und diese beiden Berufe, diese beiden Berufungen eine untrennbare Einheit bilden. Zugleich spiegelt sich sein Leben und sein als Bauer in Tirol in seinen Arbeiten. Er kann weder Bauer sein ohne die Kunst noch Künstler sein ohne die Arbeit mit seinen Tieren.
Das möchte ich Ihnen bei diesen einführenden Worten vor Augen führen und nicht welchen -ismus man in diesen Arbeiten sehen könnte. Erich Ruprechters Objekte sind immer ganz konkrete Empfindungen zu dem was er tut oder er zeigen genau das, was er sieht – angereichert mit Inspiration und – wie kann es bei einem Künstler anders sein – Fantasie.
1957 in Breitenbach am Inn geboren besuchte er die Fachschule für Bildhauerei in Ebigenalb. Es folgte die Meisterprüfung und seit 1991 ist er Mitglied der Tiroler Künstlerschaft. Zahlreiche Ausstellungen, besonders in österreich und Deutschland machten den Namen Erich Ruprechter bekannt und die Medien trugen auch dazu bei. Auch diese Ausstellung kam wohl durch eine Sendung im ORF-Fernsehen über ihn zustande. Soviel zur Biografie.
Immer wieder waren es in den vergangenen 20 Jahren Köpfe, die den Bildhauer Ruprechter bewegten. In den 90iger Jahren waren es Balkenköpfe, also Elemente der Holzarchitektur, die er neu deutete oder besser umdeutete. Mit Farbe und neuem Holz wird so aus dem alten Architekturelement ein ästhetisches Objekt, ein Kopf. Aus der Verbindung von alt und neu entsteht eine moderne Form, die gleichzeitig die Schönheit der alten Form betont. Und das denke ich trifft auch auf sein Leben zu: Neues zu schaffen der Tradition verbunden. Die „Flowers“ oben im rechten Raum sind ein Beispiel dafür. In neuerer Zeit werden sie in anderer Form konkret. Bei den Spinnenköpfen ist sehr direkt der Alltag eingebrochen und danach gefragt macht Erich Ruprechter diese kaum erklärungsbedürftige Geste: ...
Insofern hat in den letzten 20 Jahren seine Arbeit stetig an Bezug zur Realität gewonnen ohne realistisch zu sein. Sie ist – wie schon gesagt - ein ganz konkretes Abbild von dem was er als Bauer sieht und empfindet. Und was sieht der Bauer täglich 2 x beim Melken? Das Hinterteil der Kuh. Für den Künstler hat es sehr viel Schönheit und ästhetik. Und das ist auch Ausdruck seiner Beziehung zu den Tieren, die er wirklich mag. Ironisch ist dabei wiederum die Reduktion der ganzen Kuh auf das Hinterteil mit dem Eindruck als würde sie quasi eingemauert sein. Fast möchte man auf der anderen Seite schauen, ob dort vielleicht ein Kopf zu sehen ist. Oben entdecken Sie dann wieder eine Brechung dieser ästhetischen Hinterteile durch eine daran hängende Fruchtblase.
Neben der Schönheit der Natur hat das Leben und die Arbeit des Bauern schlicht und einfach ganz viel mit Schmutz und Dreck, weniger schönen Gerüchen und natürlich auch mit dem Leben und Sterben zu tun. Die Skulptur Totgeburt, für manche Betrachter erschütternd, erzählt davon. Für den Künstler ist das Sterben, auch im Dienste des Menschen, Teil des Alltags. Es ist nicht schön aber es ist für Erich Ruprechter auch ganz sicher nicht schrecklich. Es ist Teil seines Lebens, hat eine eigene Form und davon erzählt er mit Skulpturen.
überhaupt sind es nicht Worte – weder geschrieben noch gesprochen - mit denen Erich Ruprechter von seinem Leben erzählen möchte und kann. Er hat das Talent durch seine Skulpturen und Installationen mitzuteilen, anzudeuten, was vielleicht in der Seele anderer Menschen immer verborgen bleibt.
In den letzten Jahren versucht er gerade mit seinen Schreienden oder Rufenden sich mit diesem Schweigen auseinander zu setzen. Gerade die Menschen in Tirol und im Salzburger Land wird es nicht viel anders sein, reden nicht gern. Man liebt es Probleme tot zu schweigen in der Hoffnung, dass sie dadurch verschwinden. Im Gegenteil. Sie bleiben und graben tiefe Falten in die Gesichter und tiefe Furchen in die Seele. Davon erzählen Erich Ruprechters Köpfe, sie sind die großen unausgesprochenen Leiden und Geheimnisse. Schauen Sie sie länger an und sie werden verstehen, was sie erzählen. Ich verspreche es Ihnen.
Ganz anders wieder die Installation „Ich und mein Vater“. Die originalen Stallschuhe, die in Monaten harter Arbeit abgeschliffene Mistgabel und Schaufel führen hin zum fein geschnitzten Euter auf einem Sockel. Das Euter erinnert an ein antikes Heiligtum oder vielleicht das goldene Kalb? Die Stallschuhe als Symbol für den Lebensweg der Generationen? Ironie verbindet sich mit harter Arbeit. Dazu kommen Abgüsse von Kuhdreck in Bonbonfarben. Auch diese Dinge sind nicht nur unangenehm, sie haben nämlich eine eigene Form und ästhetik. Oft ändern Dinge oder Lebewesen ihren Charakter, wenn man genau hinschaut. Das dürfen wir nur nicht vergessen.
Sie sehen Erich Ruprechter hat Ihnen einiges zu erzählen, denn er ist wie Sie ein bodenständiger Mann in den Alpen. Schauen Sie sich seine Skulpturen richtig an und Sie werden sie verstehen, denn sie haben die gleiche Geschichte und die gleiche Heimat. Seine Geschichte ist auch Ihre Geschichte.

David Menzhausen, Juni 2014

Dr. Günther Moschig

Erich Ruprechters Plastiken und Skulpturen in der Galerie Markt Bruckmühl, 2008

Erich Ruprechter

Schlichte Namensnennung und Untertitel zu den Techniken kündigen die Doppelausstellung in der Galerie Markt Bruckmühl an: Hans Wilhelm Sotrop - Malerei und Zeichnung; Erich Ruprechter – Plastiken uns Skulpturen.
Was in den Bildmedien als klare technische Begriffe definiert ist, ist in der dreidimensionalen Kunst nicht mehr ganz so eindeutig, zu sehr verschwimmen im täglichen Sprachgebrauch die beiden Begriffe Plastik und Skulptur. Skulptur, meint mehr noch das Wegnehmen von Material, wie es der Holz- oder Steinbildhauer macht, ein sich Abbarbeiten am Material. Plastik, entsteht aus einem formalen Gestalten mit weichen Materialien bis hinzu einem Plastikbegriff den Joseph Beuys in den 1970er Jahren in die Kunst eingeführt hat: die soziale Plastik als Gestaltung der Gesellschaft.
Plastik meint mehr noch ein Umformen.

Für Erich Ruprechter stimmen beide Begriffe. Als Holzbildhauer schafft er Skulpturen im klassischen Sinn, als Plastiker über die Materialien Wachs oder Blei definierte Objekte – und wenn man so will Erfahrungs- und Denkmodelle. Wahrnehmungsmodelle, die heraus aus seinem Alltag als Landwirt und Künstler begreifbar werden.

Erich Ruprechter, geboren in Breitenbach, ganz nah über der bayerischen Grenze hat in den 1970er Jahren die Fachschule für Bildhauerei in Elbigenalp besucht, in der für ihn das Material Holz im Mittelpunkt der Ausbildung und seines gestalterischen Interesses stand. Heute führt er neben seiner künstlerischen Arbeit den elterlichen Bauernhof. Und es kommt hier zu einer Wechselwirkung, die seine Arbeit für uns so autark erscheinen lässt. Ausgestattet mit einem feinen Sensorium für optische und atmosphärische Erscheinungen in seiner Alltagswelt entwickelt er aus dem so Wahrgenommenen seine Sicht der Dinge – und die ist eine Skulpturale.
Wenn der Kölner Künstler Ralph Bageritz die neben Waldwegen aufgerichteten Holzstösse fotografiert und diese Bilder mit „ Skulptur am Wegesrand“ tituliert, so meint dies trotz oder neben diesem ironischen Unterton doch auch ganz ernsthaft die skulpturalen Qualitäten dieser forstwirtschaftlichen Installationen. Auch Ruprechter sucht Erkenntnisse aus seinen Beobachtungen. Betrachtet werden meist alte architektonische Bauelemente, von Spinnen mit Weben verpackte, bäuerliche Geräte oder die ihn umgebende auslaufende alpine Landschaft. Das Ergebnis findet sich als Konzept durchgängig in seiner Arbeit. Seine Kunst folgt der Natur - und betrachtet man seine Bearbeitungen der Architekturelemente – den menschlichen Kulturleistungen der Vergangenheit .Beide versucht er in ihren Einzelphänomenen zu begreifen und zu veranschaulichen. Im Sinne Ernst Barlachs gilt auch hier: „ Der plastische Blick sieht, auf die Natur gerichtet, Zeit und Ewigkeit zugleich.“ Diese zeitliche Komponente ist auch in Ruprechters Arbeit ein wichtiger Aspekt. Vergangenheit im Sinne von Geschichte ist für ihn so wichtig wie die Wachstumsprozesse in der Natur.

Gefundene Relikte aus einer vorindustriellen Welt sind das Ausgangsmaterial für seine großen Skulpturen. Tragende Bauelemente aus einer alpinen Baukultur werden hier mit großem Respekt vor der alpenländischen Zimmermannskunst zu Kunstwerken uminterpretiert. Im Titel wird sein Umgang mit den Formen klar. Er nennt sie „ Köpfe“, Kopfbänder“ oder „kopflos“ verbindet so deren ursprünglich konstruktive Funktion mit dem Ort des menschlichen Denkens. Ruprechters Interventionen bleiben dabei immer behutsam und zurückhaltend mit Respekt vor der Vergangenheit seines Materials. Die Form des Ausgangsmaterials versteht Ruprechter bereits als richtig, ohne in sie eingreifen zu müssen. Es sind dann Erweiterungen mit Farbe, Blei und Wachs mit denen Ruprechter auskommt, wobei gerade neben dem Holz der plastischen Materialqualität der weichen Materialen wie Blei und Wachs eine wichtige gestalterische Funktion beigemessen wird. Die Farbe, meist sehr grell eingesetzt verweist bei Ruprechter auf das Verhältnis zur Moderne. Es geht ihm darum, hier keine Gräben aufzureißen, sondern vielmehr um die Entwicklung der Zukunft heraus aus dem Bewusstsein um die Traditionen .Dabei arbeitet er immer an der Schnittstelle zur Abstraktion. Seine bildhauerischen Arbeiten sind nie reale Abbilder, die Bildidee, und das ist die Qualität dieser Arbeiten, lässt sich gerade noch erahnen.

Als Landwirt und Künstler weiß Erich Ruprechter, dass die Landschaft und die Kultur keine von Ewigkeit her gegebene Dinge sind, sondern vielmehr Produkte des gesellschaftlichen Umgangs mit ihr. Als Bauer pflegt und gestaltet er die Landschaft, als Künstler entwirft er mögliche Blickweisen und Strategien des Umgangs mit ihr.

Günther Moschig, September 2008

Dr. Günther Moschig

pIastiken - skuIpturen
1990 – 2005

Erich Ruprechter

Die Landschaft war und ist kein von Ewigkeit her gegebenes Ding, vielmehr ist sie immer das Produktgesellschaftlichen Umgangs mit der Natur. Landwirtschaft und Architektur sind dafür die wichtigsten Zeugen. Die Kulturlandschaft des alpinen Raumes ist bis heute geprägt von den Bauern.

Erich Ruprechter ist Künstler und Bauer. Er weiß um die Verantwortung gegenüber der Natur genauso wie um jene des künstlerischen Gestalters. Seine Skulpturen sind der missing link zwischen Natur und Architektur. Seit Anfang der 90er Jahre arbeitet Ruprechter mit altem, handwerklich vorgefertigtem Holz.

Gefundene Relikte aus einer vorindustriellen, bäuerlichen Welt, vor allem tragende Bauelemente alpenländischer Architektur des beginnenden 19. Jahrhunderts werden von ihm uminterpretiert. Seine als »Köpfe« betitelten Skulpturen weisen einerseits hin auf ihre ursprüngliche konstruktive Funktion, andererseits verweisen sie formal auf den menschlichen Kopf als klassisches Thema der Bildhauerkunst.

ln der Materialwahl erinnert Ruprechter ganz bewußt an historische Leistungen eines traditionellen alpenländischen Zimmermannhandwerks.
Als Archivar und Neugestalter nimmt er den gefundenen Architekturelementen ihre ursprünglich konstruktive Funktion und gestaltet sie um in ein zeitgenössisches ästhetisches Produkt.

Seine Intervention bleibt dabei im Respekt vor dem Material und dessen Historizität immer sehr behutsam und zurückhaltend. Im Wesentlichen arbeitet Ruprechter mit Blei und in den jüngsten Arbeiten seit 2002 mit Bienenwachs.

Als Plastiker geht es ihm darum, mit dem Einsatz dieser konservierend verstandenen Materialien auf die Vergänglichkeit des Ausgangsmaterials Holz zu verweisen.
Zudem gibt ihm gerade das Wachs die Möglichkeit vermehrt Farbe in seine Skulpturen einzubringen. Waren dies in den frühen Köpfen vor allem die Signalfarben gelb, blau und grün, verbindet er in der antiken Technik der Enkaustik haptische Materialqualität mit Farbigkeit, etwa in den in den letzten Jahren entstandenen »Bergskulpturen«.

Erich Ruprechter geht es auch darin nie um die idyllische, arkadische Landschaft. Vielmehr formuliert er Fragen nach Sinnlichkeit und Vernunft, nach Tradition und Moderne und am Ende des Industriezeitalters jene nach dem Umgang mit Natur, weil sie ihn als Landwirt ganz besonders betrifft.

Mag. Günther Moschig